Um im Hybrid-Betrieb Stereo
an den Außenlautsprechern und gleichzeitig rückwirkungsfrei Mono an den
Gerätelautsprechern wiederzugeben, wird für die Gerätelautsprecher der
rechte und der linke Kanal sozusagen summiert. Die Eigenheit des
Tempo-II-Verstärkers besteht nun darin, daß für diese Summenbildung das
Signal eines Kanals invertiert vorliegen muß (deswegen muß bei der Tempo
II ein Kanal am Tonsystem phasenvertauscht angeschlossen sein; dies ist
nur bei Tempo II so, ab der Regis wurde das geändert!). Das heißt aber,
daß ein phasengleich in beiden Kanälen vorliegendes Signal sich an den
Gerätelautsprechern schaltungsbedingt aufhebt, jedoch in den
Außenlautsprechern hörbar bleibt (wenn es auch wegen der Phasenlage der
Außenlautsprecher etwas "seltsam" klingen kann).
Zum Schaltplan des
Verstärkers (aus dem Gesamtschaltbild):
Das Signal kommt vom Verbindungspunkt 47K und Balanceregler, und geht über
0,01 zum Klangregelnetzwerk. Schalter S1A und S1B:
-
in Stellung Stereo
überbrückt er den 0,01.
-
in Stellung Mono bleibt
der 0,01 im Signalweg, eine Brückung der Kanäle findet nicht statt
(wäre bei einem invertierten Kanal auch unsinnig; aber "echtes" Mono
ist das dann nicht...)
-
in Stellung Hybrid wird
dem 0,01 noch ein 0,01 parallelgeschaltet.
Die Gerätelautsprecher
werden über S1C und S1D geschaltet, bei Stereo sind sie abgeschaltet,
bei Mono und Hybrid in Betrieb. Nicht ganz logisch, das mit der
"Mono"-Position, aber ab der Regis wurde dies verbessert.
Das Mutingrelais greift bei mir jeweils an den Verbindungspunkten 47K
und Balanceregler, also so wie bei Deinem Plan im linken Kanal.
Wenn ich meinen Plan mit der tatsächlichen Schaltung vergleiche (hab
grade einen Verst. da), so ist die Verschaltung von S1A auch
"andersherum" als wie im Plan, die Variante wie in (meinem) Plan würde
aber genauso funktionieren.
Wie ich schon oft feststellte, sind in den Plänen oft Fehler, von
fehlenden Verbindungsknödeln (wie bei "Dir" im rechten Kanal), über
falsche Wert-Angaben bis hin zu fehlenden Bauteilen.
Andere Version des
Schaltplanes:
Die Stereo-Mono-Hybrid Schaltung ( S1 A + S1 B ) - wie in diesem Plan
eingezeichnet - wird so wohl nicht stimmen bzw. wie oben beschrieben
funktionieren. Auch die Mute-Schaltung vom rechten Kanal ist falsch -
sie gehört wie beim linken Kanal ausgeführt
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Sobald das "Play Control
Relays" anzieht, gibt es ein Brummen in den Zusatzlautsprechern.
Ich hab den Plattentellermotor und den Korbmotor ausgesteckt, ebenso
Beleuchtung. Erfolglos. Sobald ich den Serviceschalter auf SCAN stelle,
oder auf OPERATE und eine Wahl tätige, brummt es. Aber nur in den
Zusatzlautsprechern, nicht in den Lautsprechern der Box.
Es ist mir aufgefallen das dabei die vier Rohren 6973 kurz blau
aufleuchten.
Antwort:
Verändert sich der Brumm mit dem Betätigen des Lautstärkereglers?
Verändert sich der Brumm, wenn der Muting-Stecker (3poliger
Plastikstecker) gezogen wird ?
Verändert sich der Brumm, wenn der Input-Stecker gezogen wird ?
Werden alle drei Fragen mit "Nein" beantwortet, vermute ich, daß der
Brumm aus der Anodenspannungsversorgung kommt...
und daß der Brumm bei den (Mono-)Gerätelautsprechern nicht zutage tritt,
würde sich mit der Eigenheit des Tempo-II-Verstärkers erklären:
Um im Hybrid-Betrieb Stereo an den Außenlautsprechern und gleichzeitig
rückwirkungsfrei Mono an den Gerätelautsprechern wiederzugeben, wird für
die Gerätelautsprecher der rechte und der linke Kanal sozusagen
summiert. Die Eigenheit des Tempo-II-Verstärkers besteht nun darin, daß
für diese Summenbildung das Signal eines Kanals invertiert vorliegen muß
(deswegen muß bei der Tempo II ein Kanal am Tonsystem phasenvertauscht
angeschlossen sein; dies ist nur bei Tempo II so, ab der Regis wurde das
geändert !). Das heißt aber, daß ein phasengleich in beiden Kanälen
vorliegendes Signal sich an den Gerätelautsprechern schaltungsbedingt
aufhebt, jedoch in den Außenlautsprechern hörbar bleibt (wenn es auch
wegen der Phasenlage der Außenlautsprecher etwas "seltsam" klingen
kann).
Zum blauen Leuchten: das
ist durchaus normal, wenn es ein schönes Blau ist: Es ist im Inneren des
Anodenbleches zu sehen (manchmal leuchtet auch das Glas innen leicht
blau) und verändert sich mit der Musik.
Schlecht wäre ein hellrosa-hellviolettes Leuchten, und auch ein Glühen
der Anode oder des Schirmgitters. Glühen darf nur der Heizfaden und die
Kathode.
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Das originale TA-System der
Tempo 2/120 oder Tempo 2/200 war ein "Columbia SC-2S".
Die besondere Eigenschaft dieses Systems war eine Phasendrehung zwischen
dem rechtem und linken Kanal.
Genau wegen dieser Systemeigenschaften wurde der Tempo 2-Verstärker vom
Konstrukteur ebenfalls mit einer Phasendrehung konzipiert, was die
Systemeigenschaften des "Columbia SC-2S" wieder ausglich - siehe
Eigenart.
Benutzt man heute ein "normales" Stereo-System, das eben keine
Phasendrehung beinhaltet, führt die Phasendrehung im Verstärker dazu,
dass die Box "flau" klingt und kaum Bässe bringt, denn gerade die tiefen
Frequenzen löschen sich aus, heben sich gegenseitig auf.
Da ein originales Columbia-System ja kaum zu bekommen sein wird, muss
man bei einem "normalen" Ersatz-Tonabnehmer-System einen Kanal
phasengedreht anschließen, um eben diesen Auslöschungeffekt
zu vermeiden.
Dazu muss das "normale" System aber 4 Anschlüsse, also
2 x Masse (Ground oder "G") und je einmal
"L" für linker Kanal und
"R" für rechter Kanal haben.
Man sieht das
ELAC-System sehr häufig in Tempo 2, Regis und Empress und
sogar in Mono-Tempo 1-Modellen: Aber gerade für Tempo 1 in mono (diese
hatte ja ein Magnetsystem ab Werk) und für Tempo 2 ist das ELAC KST 103
eher ungeeignet.
Grund: ELAC-Stereo-Systeme haben eine gemeinsam aus dem System
herausgeführte Masse, so dass ein phasengedrehter Anschluß eines der
beiden Kanäle gar nicht möglich ist.
Es empfiehlt sich also, ein anderes Stereo-System in der Tempo 2 zu
verwenden.
Im Schaltplan vom NOVA
Verstärker für die Tempo 2 steht dieser Hinweis:
Stereo Cartridge Columbia SC-2S oder ELAC KST
105
NOT SC-1 or KST 103.
Damit dürfte klar sein, dass das KST 103 original nicht für die Tempo 2
verwendet wurde.
Vermutlich wurden im Laufe der Zeit defekte Systeme aus Unwissenheit
durch den Typ KST 103 ersetzt.
Außer dem Push-Pull TA-Eingang und der Ultralinearschaltung hat der NOVA
Verstärker mit dem originalen (USA) Verstärker nicht viel gemeinsam.
Der technische Hintergrund, wieso bei der Tempo 2 ein Gegentakt
(Push-Pull) Tonabnehmer verwendet werden muss, ist folgender:
Beim Tempo 2 Verstärker sind beide Kanäle komplett identisch aufgebaut,
das heißt auch die Ausgangsübertrager sind bei beiden Kanälen gleich
angeschlossen. Das bedeutet, dass die Phasenlage in beiden
Sekundärwicklungen der Übertrager die selbe ist (phasengleich). Durch
den speziellen TA, bei dem ein Kanal ein um 180 Grad gedrehtes Signal
liefert sind auch die Ausgangssignale der beiden Ausgangsübertrager um
180 Grad gedreht (invertiert). Das ist im Schaltplan daraus ersichtlich,
dass beim rechten Kanal + an Masse liegt und beim linken – an Masse. Das
ist deshalb wichtig, weil bei Mono Betrieb die beiden Kanäle gebrückt
werden (Bridge Mode. Die Kennzeichnung + und – der
Lautsprecheranschlüsse hat dabei nichts mit Gleichspannung zu tun,
sondern bezieht sich auf die Phasenlage.
Wenn an einen Tempo 2 Verstärker an beiden Kanälen ein phasengleiches
Eingangssignal mit gleichem Pegel angeschlossen ist und die Amplituden
an beiden Ausgängen mit dem Balance Regler auf den selben Wert
eingestellt sind, beträgt die Ausgangsspannung bei Mono Betrieb 0 V und
somit ist im Lautsprecher kein Ton zu hören (Lautstärke natürlich
aufgedreht
).
Aber warum hört man dann bei einer Tempo 2 mit KST 103 doch etwas?
Das liegt hauptsächlich daran, dass die Balance der beiden Kanäle nie
100%ig genau eingestellt ist und dass auch die Musiksignale einer
Schallplatte bei beiden Kanälen nicht komplett identisch sind. Am besten
funktioniert ein KST 103 in der Tempo 2 wenn der Balance Regler komplett
nach links oder rechts gedreht wird. Allerdings fehlt dann das Signal
von einem Kanal!
Verstärker Umbau:
Nach obiger Erläuterung könnte man als erstes auf die Idee kommen die
Verdrahtung der Primärseite von einem Ausgangsübertrager zu ändern.
Blauen mit braunen Draht an Pin 9 der beiden 6973 vertauschen und
voilà..... schon hat man die benötigte Phasendrehung die für den Betrieb
mit einem KST 103 benötigt wird. Soweit würde das auch funktionieren,
wenn da nicht die mehrstufige Gegenkopplung wäre. Die Spannung hierfür
wird bei beiden Kanälen vom 16 Ohm Anschluss auf der Sekundärseite der
Ausgangsübertrager abgenommen. Schaut man sich allerdings die
Phasenlagen der einzelnen Stufen an, wird man leider erkennen, dass sich
beim geänderten Kanal keine Gegenkopplung sondern eine Mitkopplung
ergibt. Somit also aus der Traum – zumindest ohne weitere Änderungen!
KST 103 ohne Verstärker Umbau:
Eine Möglichkeit die funktioniert ist, die beiden 12-Zöller der Box an
den Main Stereo Klemmen anzuschließen die eigentlich für externe
niederohmige Lautsprecher gedacht sind und den Betriebswahlschalter auf
Stereo zu stellen. Bei einem Lautsprecher muss jedoch + und – vertauscht
werden. Das Hochtonhorn der US Ausführung (NOVA Tempo 2 haben keines)
kann bei dieser Lösung aber nur parallel zu einem der beiden 12"
Lautsprecher angeschlossen werden. Dadurch ändert sich jedoch die
Lastimpedanz an einem Kanal, was sich aber mit dem Schalter für die
Leistung anpassen lässt und die ungleiche Lautstärke der beiden
Lautsprecher kann man mit dem Balance Regler ausgleichen. Technisch ist
das sicher keine perfekte Lösung, aber wer unbedingt ein KST 103 bei der
Tempo 2 haben will .........!
Die einfachste Lösung ist aber eindeutig der auch im Archiv beschriebene
phasenverkehrte Anschluss eines Kanals bei einem System bei dem beide
Kanäle unabhängige Anschlüsse für + und – haben.
Und wie ist das bei den Verstärkern von Regis,
Empress, Capri usw.?
Bei Regis und Empress sind die Ausgangsübertrager beim linken und
rechten Kanal anders angeschlossen. Dadurch ist trotz phasengleichem
Eingangssignal am Ausgang der linke und rechte Kanal um 180 Grad gedreht
und somit funktioniert die Zusammenschaltung der beiden Kanäle im Mono
Betrieb auch wieder. Und die Gegenkopplung funktioniert, weil bei diesem
Verstärker andere Übertrager verwendet werden, bei denen jeweils die 4
Ohm Anzapfungen an Masse liegen und die Spannung für die Gegenkopplung
beim rechten Kanal am Fußpunkt der Wicklung (+ Anschluss rechter
Lautsprecher) und beim linken Kanal an der 16 Ohm Anzapfung der
Sekundärwicklung (+ Anschluss linker Lautsprecher) abgegriffen werden.
Bei den Verstärkern von Capri und Co. erfolgt bei den niederohmigen
Ausgängen keine Phasendrehung. Hier ist bei beiden Kanälen am Ausgang -
an Masse. Das liegt daran, dass es keine Mono Betriebsart gibt. Bei
diesen Boxen sind die internen Lautsprecher bereits stereomäßig
angeschlossen. Der 70 V Line Mono Ausgang ist an einem Kanal mit - und
beim anderen mit + verbunden. ACHTUNG! In den Verstärker Schaltplänen
von Capri, Rhapsodie (und ev. auch anderen) sind die Leitungsfarben blau
und braun der Primärseite des Ausgangsübertragers bei einem Kanal
verkehrt angegeben. Tatsächlich sind bei diesen Verstärkern beide
Übertrager gleich angeschlossen. Wenn die Übertrager laut Plan
verdrahtet wären, würde die Phasenlage der Ausgänge nicht wie angegeben
sein!
Übrigens, wer bei seiner Regis, Empress, Capri usw. Höhen vermisst hört
nicht unbedingt schlecht. Das liegt (auch wenn sonst alle anderen
relevanten Komponenten in Ordnung sind) an der eigenwilligen
Klangregelung die RO bei diesen Verstärkern verwendet hat. Bei der
Höhenregelung ist dabei nur eine Absenkung und keine Anhebung gegenüber
der Bezugsfrequenz von 1 KHz möglich. Selbst wenn der Höhenregler auf
Maximum steht werden die Höhen stark bedämpft. Aber dafür wird mit dem
Höhenregler der Bereich um 1 KHz mitgeregelt, was eigentlich nicht
üblich ist. Einige der noch älteren RO Verstärker (bis Tempo 1) haben
eine Schaltung für Geräuschunterdrückung (Noise Suppression). Dabei wird
in Stufen die Höhenwiedergabe herabgesetzt. Dafür haben diese Verstärker
eine übliche Bass- und Höhenregelung mit einer Absenkung und Anhebung
gegenüber der Bezugsfrequenz. Vielleicht hat sich RO bei den Modellen ab
1961 gedacht die Geräuschunterdrückung gleich mit der Klangregelung zu
erledigen. Einfach generell weniger Höhen und gut. Und dann tun es auch
noch Platten mit schlechterer Qualität.
Ich halte das für einen technischen Rückschritt was RO bei diesen
Verstärkern gemacht hat.
Bei meinem Verstärker von der 1494 habe ich die Klangregelung so
ausgeführt, dass damit sowohl eine Anhebung und Absenkung gegenüber 1
KHz möglich ist und das hat sich klanglich auf jeden Falls gelohnt, da
die Box nur 2 Breitbandlautsprecher hat deren Schalldruck bei hohen
Frequenzen ziemlich stark abfällt. Und wenn man dann noch einen
Hochtöner (keinen Piezoheuler) an Stelle von einem der beiden
Breitbandlautsprecher einbaut hört man erst richtig was in Sachen
Höhenwiedergabe möglich ist. Diese kleine Modifikation soll natürlich
ohne zusätzliche Bohrungen an der Box erfolgen, damit alles wieder in
den Originalzustand gebracht werden kann!
Und zum Schluss noch eine Anmerkung zu den NOVA Verstärkern. Diese haben
eine sehr gute Klangregelung weil eine bewährte Standardschaltung
verwendet wird. Ich habe erst kürzlich einen NOVA Regis Verstärker
überholt und der war klanglich sehr gut (nachdem die WIMA Bonbons
entsorgt waren). Und wer das Innenleben eines NOVA Verstärker mal
genauer betrachtet, weiß danach was mit dem Begriff "deutsche
Gründlichkeit" gemeint ist (siehe Fotos im Archiv)!
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