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copyright by “T”- org / C. W. Schmitt
1948 bis 1950
Ende der 40er Jahre kommen im Raum Offenbach/Main zwei Freunde nach
überlebten Kriegswirren zusammen, der Techniker N.A. und der Kaufmann
mit gutem technischem Händchen, W.T.
Die zwei Mitzwanziger entwickeln zunächst einen Plattenspieler und
lassen diesen patentieren. Leider müssen die Beiden nach ca. zweieinhalb
Jahren diese Angelegenheit fallen lassen. Die zunächst guten
Absatzpreise der Geräte fallen rapide ab und machen so die Garantie zur
Bestreitung des Lebensunterhaltes unmöglich.
Ende 1950 beschließen W.T. und N.A. nach einem längeren Gespräch,
weiterhin zusammenzuarbeiten. Dabei kommt die Idee, sich mit Entwicklung
und Bau der ersten deutschen Musikautomaten zu beschäftigen. In hiesigen
Gaststätten standen damals nur amerikanische Jukeboxen, deren
Anschaffungspreise sündhaft teuer und schier unerschwinglich waren. In
der geräumigen Mansarde des Wohnhauses von W.T. im Raum Offenbach wird
nach Feierabend und an Wochenenden bis tief in die Nacht hinein der
erste Prototyp einer Musikbox konstruiert und gebaut.
1952
Im Frühjahr 1952 stößt der um die 30 Jahre alte Feinmechaniker A.D.
aus Frankfurt zu der Zweimanntruppe. Er nimmt die Fertigung der
mechanischen Teile für die Boxen in Angriff. Im Spätherbst 1952 steht
die erste halbwegs fertige Musikbox bereit. Die Mechanik ist in einem
simplen Holgehäuse (gefertigt in einer Schreinerei) eingepasst. Man
tauft diesen Musikautomat auf den Namen “Tonomat V 102”.
1953
Das Gerät wird patentiert und zum ersten Mal am 10.2.1953 in einem
Offenbacher Stadtcafe vorgestellt. Das findet großen Anklang bei einigen
Offenbachern, aber vor allen Dingen auch bei den Medien.
Ende Mai 1953 entschließt man sich, die Produktion der Boxen selbständig
aufzunehmen. Der Tonomat V 102 wird überarbeitet. Für ein neues
hölzernes Gehäuse sorgt die Schreinerei A.P. in Offenbach.
Die stete Steigerung der Boxenproduktion und die damit verbundene
Aufstockung des Mitarbeiterstabs bringen mehrere Umzüge in immer größere
Gewerberäume im Umland und in der Stadt Offenbachs mit sich. Anfang
August gehen die ersten Boxen in den Handel – Stückpreis DM 3000,-. In
der zweiten Märzhälfte meldet man beim Amtsgericht Offenbach Gewerbe an.
Im November 1953 unterstützt der Maschinenbauingenieur E.B. die
Führungsriege in der kleinen Firma.
1954
Ein erster Boxen-Kundendienst für die Region München und Umgebung wird
eingerichtet. Dessen Leitung übernimmt ein bayrischer Mechaniker.
Inzwischen entwickelt man eine zweite Box und tauft sie auf den Namen
“Telematic 100”, die 50 Schallplatten abspielen kann, welche später noch
auf 100 Stück mit der “Telematic 200” aufgestockt wird. Die
Tonomat-Boxen werden auf einigen Messen erfolgreich vorgestellt Die
Absatzzahlen erhöhen sich danach weiter- Kundendiensttechniker werden
eingestellt und für Ihren Dienst werksintern geschult. Im Sommer 1955
wird eine Generalagentur in Wien eröffnet. Ferner vertreibt man auch
Boxen eines englischen Herstellers, mit denen man beste Kontakte
geknüpft hat.
1956-1957
Als die Stadt Offenbach ein neues Gewerbegebiet ausschreibt und dort
günstige Grundstücke anbietet, greifen die Werksleiter zu und kaufen das
Gelände. Dort baut man einen großen Firmenkomplex mit Verwaltung,
Verkauf, Montage, etc., der am 30.11.1957 feierlich eingeweiht wird. Der
Firmennamen “Tonomat” leuchtet nun in großem Schriftzug über dem
Haupteingang.
Bald gibt es eine erste Boxenbestellung von 1000 Stück aus England.
In München wird aus dem kleinen Kundendienst eine größere Agentur der
Firma
1959
Auf der Frankfurter Frühjahrsmesse wird die
neuste Entwicklung von Tonomat vorgestellt, die “Panoramic 200”, eine
große Box zu kleinem Preis, aber mit doppeltem Fassungsvermögen von 200
Platten.
Im selben Jahr bricht die Generalverwaltung des amerikanischen
Boxenherstellers “Wurlitzer”, die Firma Husemann in Köln zusammen – eine
erste Warnung!
Im April 1959 bekommt die Firma Tonomat überraschender Weise Besuch
zweier hochrangiger Geschäftsführer der amerikanischen Firmen “Canteen”
und AMI (=American Musical Instruments). Ein halbes Jahr zuvor hatten
sich diese Firmen zusammengeschlossen. Man baute bei diesen Firmen außer
Boxen noch Getränke- und Lebensmittelautomaten. Dieses amerikanische
Großunternehmen wollte sich auch in Europa etablieren und hatte den Plan
gefaßt, die Firma “Tonomat” dafür aufzukaufen. Die
Tonomat-Geschäftsleitung war zunächst gegenüber diesem Gesuch sehr
skeptisch eingestellt. Doch die Amerikaner ließen nicht locker. Nach
langen und zähen Verhandlungen fiel dann letztendlich die Entscheidung
zu Gunsten der Amerikaner aus. Ende August 1959 wechselt die Firma
“Tonomat” für vier Millionen DM ihren Besitzer und übernimmt von nun an
den Namen “Canteen Automatenbau GmbH”.
Die drei Firmengründer bleiben weiterhin geschäftsführend. Der Fokus
der Produktion liegt nun mehr und mehr auf der Herstellung von Getränke-
und Lebensmittelautomaten. Die Boxenmontage wird mehr und mehr zum
Nebenprodukt. Trotzdem wird noch ein neuer Boxentyp herausgebracht, die
“Teleramic 200”.
1960 ff
Die Übernahme durch “Canteen” stellt sich sehr bald als Fehlschritt
heraus. Die Amerikaner verlangen eine zu schnelle und hochertragreiche
Produktion der Automaten und Boxen, die sich in Deutschland nicht
umsetzten lassen. Der Markanteil reduziert sich fast auf 40%. Die drei
deutschen Firmengründer lösen sich deshalb von Canteen und gehen andere
berufliche Wege.
1963 wird die Produktion von Musikboxen ganz
eingestellt.
Der Traum der drei Firmengründer war erloschen und ein
kurzes, aber doch recht erfolgreiches Jukebox-Unternehmen fand sein Ende
– leider! |